Startseite

Schlussbericht als Vorsitzender des Forum Justizgeschichte e.V.

Nachdem ich nach achtjähriger Tätigkeit die Funktion als Vorsitzender unseres Vereins im Oktober 2006 abgegeben habe, möchte ich mich mit einem Bericht über die Vereinstätigkeit dieser acht Jahre als Vorsitzender verabschieden.

Vorweg zur Information für die Mitglieder, die an der Mitgliederversammlung am 02. Oktober 2006 in Wustrau nicht teilnehmen konnten:

Vorstandsmitglieder sind jetzt:

Vorsitzender:   Manfred Krause, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts

Beisitzer:         Hans-Ernst Böttcher, Präsident des Landgerichts Lübeck;
                        Dr. Volker Drecktrah, Richter am Amtsgericht
                        Klaus Eschen, Rechtsanwalt
                        Dr. Gerd Hankel, Sprachwissenschaftler u. Jurist
                        Dr. Marianne Hornung-Grove, Richterin am Amtsgericht
                        Professor Dr. Dr. Ingo Müller
                        Dr. Peter Weber, Richter am Kammergericht a. D.

Schatzmeister und Geschäftsführer: Dr. Malte Sievers, Richter

Ich habe für das Amt des Vorsitzenden nicht mehr kandidiert, weil es nach einer Amtsdauer von acht Jahren in jedem Fall einem Verein gut tut, wenn mit dem ohnehin allmählich anstehenden Generationenwechsel diese Tätigkeit in jüngere Hände gelegt werden kann. Auch wird es Zeit, dass ich mich meinen die ganzen Jahre hindurch zurückgestellten wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationsvorhaben wieder stärker widmen kann.

 

Rückblick auf acht Jahre Forum Justizgeschichte

Wichtig sowohl für die vereinsinterne Arbeit als auch für unsere Präsentation in der Öffentlichkeit waren die vielen fachwissenschaftlichen Tagungen. Mit der Einbeziehung von in der Justizforschung bislang weniger beachteten Themen und Aspekten, nie ohne Bezug zur Gegenwart, konnten wir die Aufgabenstellung des Forums als kritische Forschungs- und Vermittlungsinstitution fortlaufend konkretisieren. Dadurch, dass wir andere Bildungsinstitutionen von der Qualität unserer Arbeit überzeugen konnten, ist es zunehmend gelungen, über die satzungsgemäß vorgesehene Jahrestagung – traditionell in der Deutschen Richterakademie Wustrau – hinaus, in Kooperation mit diesen anderen Bildungseinrichtungen jährlich bis zu fünf weitere Tagungen durchzuführen:

  • 4. bis 5. Dezember 1999 in der Deutschen Richterakademie Wustrau:
    Aufarbeitung der NS-Justiz mit Schwerpunkt Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse sowie die Kriegsverbrecherprozesse vor dem Reichsgericht 1921
     
  • 7. bis 8. April 2001 in der Deutschen Richterakademie Wustrau:
    „Politische Justiz im Kalten Krieg
     
  • 30. November bis 2. Dezember 2001 in Wolfenbüttel:
    „Justiz und Rechtsextremismus“
     
  • 14. bis 16. Oktober 2002 in der Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen:
    Justiz und Pazifismus im 20. Jahrhundert
     
  • 28. bis 29. August 2003 in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung im
    Forum Berlin:

    „Das rechte und das linke Auge. Zur juristischen Aufarbeitung von NS-Staat und DDR“
     
  • 9. Dezember 2003 in Leipzig im Bundesverwaltungsgericht:
    „Neues zum Reichstagsbrand?“
     
  • 7. und 8. Mai 2004 in Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut:
    „Der Beitrag der Juristen zur Verfolgung und Ermordung der Juden“.

  • 3. bis 5. Oktober 2003 in der Deutschen Richterakademie Wustrau:
    „Die Vertreibung der Rechtskultur aus Deutschland und die Folgen“
     
  • 15. Juli 2004 in Frankfurt in Zusammenarbeit u.a. mit dem Fritz Bauer Institut:
    Fritz Bauer Symposium
     
  • 15. bis 17. Oktober 2004 in der Deutschen Richterakademie in Wustrau:
    „Recht, Medien, Justizkritik“
     
  • 9. November 2004 in Flensburg in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts und der Schleswig-Holsteinischen Rechtsanwaltskammer:
    „Der Beitrag der Juristen zur Verfolgung und Ermordung der Juden“
     
  • 1. bis 3. Oktober 2005 in der Deutschen Richterakademie Wustrau:
    „Juristenausbildung kritisch besichtigt“
     
  • 11. bis 12. November 2005 in Zusammenarbeit mit der Rechtsanwaltskammer Berlin im Kammergericht Berlin:
    „Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess – 60 Jahre nach seiner Eröffnung in Berlin“
     
  • 24. bis 26. Februar 2006 in der Evangelischen Akademie Bad Boll:
    „Medien im Spiegel der Justiz – Justiz im Spiegel der Medien“
     
  • 3. bis 5. März 2006 in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dora-Mittelbau in Nordhausen in der KZ-Gedenkstätte:
    „NS-Zwangsarbeit und Justiz“
     
  • 1. und 2. Juni 2006 in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung im Forum Berlin:
    „Versuch in Gerechtigkeit. Welche Juristen braucht die Demokratie?“
     
  • 30. September 2006 bis 2. Oktober 2006 in der Deutschen Richterakademie Wustrau:
    „Die RAF und die Justiz. Nachwirkungen des Deutschen Herbstes“

  • 22. Oktober 2006 in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. im Bundesministerium der Justiz in Berlin:
    „Lothar Kreyssig. Mutiger Christ und streitbarer Jurist“.
     
  • 7. November 2006 in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen an der Humboldt-Universität in Berlin:
    „Wenn der Staat rot sieht. 50 Jahre KPD-Verbot“.
     
  • 18. Oktober 2006 bis 31. Januar 2007:
    „Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit“. Ringvorlegung der Universität Göttingen im Wintersemester 2006/2007 mit 13 Veranstaltungen. Die Veranstaltung ist so gut angenommen worden, dass die Vorträge veröffentlicht werden sollen.

Unter den Veranstaltungen der letzten Jahre verdienen einige wegen der besonderen Umstände eine Hervorhebung:

Die Veranstaltung im Reichsgericht am 9. Dezember 2003, die dem Reichstagsbrandprozess gewidmet war, fand am Schauplatz eben dieses Prozesses von 1933 statt, in dem historischen Plenarsaal des heutigen Bundesverwaltungsgerichts, vor mehr als 300 Zuhörern. Auch zu der zweitägigen Tagung im November 2005 zu den Kriegsverbrecherprozessen versammelten sich die Teilnehmer an einem geschichtsträchtigen Ort: dem Plenarsaal des Kammergerichts in Berlin, also dem Raum, in dem die Anklageschrift zu dem Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg am 18. Oktober 1945 verlesen wurde, nicht viel mehr als ein Jahr, nachdem an gleicher Stelle Roland Freisler den Schauprozess gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 veranstaltet hatte. Wiederum in enger Verbindung zu dem Tagungsthema stand die Wahl der Gedenkstätte des KZ Dora-Mittelbau für die Tagung „Justiz und Zwangsarbeit“ im März 2006. Der Name Dora-Mittelbau steht für die Sklavenarbeit und den Tod Zehntausender von Zwangsarbeitern des NS-Regimes.

Mit Ausnahme der Tagung zum Verhältnis Justiz und Medien in Bad Boll im Februar 2006 (weil die Tagung aus organisatorischen Gründen nur sehr kurzfristig angesetzt werden konnte, kamen nur etwa 35 Teilnehmer) waren sämtliche Tagungen der letzten Jahre sehr gut besucht, einige sogar überbucht. Bei den Veranstaltungen im Kammergericht und in der Humboldt-Universität waren die großen Säle mit jeweils um die 200 Teilnehmer gut gefüllt. Ähnliches gilt auch für die dreizehn (!) Veranstaltungen der Göttinger Ringvorlesung.

Soweit die Veranstaltungskosten nicht voll von den kooperierenden Institutionen getragen wurden, konnten wir alle Tagungen bei knappster  Kalkulation zu vergleichsweise mäßigen Teilnehmerkosten (einschließlich Unterkunft und Verpflegung) anbieten. Dass wir dabei nicht ins Defizit geraten sind, haben wir den freundlichen Spenden und Zuschüssen, insbesondere durch die Holtfort-Stiftung, zu verdanken.

Veröffentlichungen des Forums und im Zusammenhang mit den Tagungen des Forums

Zur Darstellung des Anliegens des Forums und zur Vorstellung des Forums in der Öffentlichkeit ist zunächst das von mir verfasste „Plädoyer für ein Forum zur juristischen Zeitgeschichte“ erschienen. Für die angekündigt Überarbeitung und Neuauflage hat das Forum eine Spende der Sebastian-Cobler-Stiftung erhalten. Die Vorträge unserer 4. Fachtagung sind, ergänzt durch weitere Beiträge, in dem von Wolfram Wette und mir herausgegebenem Buch „Recht ist, was den Waffen nützt. Justiz und Pazifismus im 20. Jahrhundert“ im Aufbau Verlag Berlin 2004 erschienen. Von unserem Mitglied Dr. Dieter Deiseroth herausgegeben sind die wichtigsten Vorträge der Veranstaltung im Bundesverwaltungsgericht unter dem Titel „Der Reichstagsbrand und der Prozess vor dem Reichsgericht“, Tischler Verlagsgesellschaft, Berlin 2005. Die Vorträge der Tagung „Justiz und Zwangsarbeit“ werden unter diesem Titel ungefähr im Mai 2007 veröffentlicht. Die Vorträge der Tagung „Der Beitrag der Justiz zur Entrechtung und Ermordung der Juden“ werde ich in absehbarer Zeit unter Ergänzung durch weitere Beiträge veröffentlichen. Die wichtigsten dieser Vorträge können bereits jetzt nachgelesen werden in dem Sonderdruck der Schleswig-Holsteinischen Anzeigen (Ausgabe Juli 2005) mit dem Titel „Der Beitrag der Juristen zur Verfolgung und Ermordung der Juden“. Interessenten können das Heft bei der Geschäftsführung des Forums bestellen.

Nicht übersehen werden sollte unsere Internet-Site www.forum-justizgeschichte.de. Diese arbeitsaufwendig und kompetent von unserem Geschäftsführer Günter Schwardt-Christen eingerichtete und gestaltete Homepage ermöglicht eine rasche Information über unsere Veranstaltungen und andere wichtig erscheinende Vorgänge.

Sonstige Aktivitäten des Forums

In öffentlichen Verlautbarungen, aber auch durch intern an die Verantwortlichen gerichtete Anregungen und Kritik haben wir uns mehrfach eingeschaltet, wo wir Fehlentwicklungen bei der Aufarbeitung der Justizgeschichte zu erkennen meinten. So haben wir im Jahre 2001 in einem ausführlichen Gutachten das kostenaufwändige Projekt des Nordrhein-Westfälischen Justizministeriums zur Erforschung der strafrechtlichen Aufarbeitung der NS-Gewaltver­brechen kritisiert und dazu aufgefordert, die Projektleitung kompetenten Experten zu übertragen, anstelle zwei im Bereich weder des Strafrechts noch der Justizgeschichte ausgewiesenen Professoren der Universität Dortmund und Münster.

Auf dem Deutschen Juristentag in Leipzig im September 2002 haben wir mit Unterstützung durch Mitglieder des Jüdischen Museums in Wiesbaden in einer Art Container fünf Tage lang eine kleine Ausstellung präsentiert. Inhalt dieser Ausstellung war, daran zu erinnern, wie auf den Leipziger „Deutschen Juristentagen“ der Jahre 1933 bis 1938 viele Tausende Hitler ewige Treue und Gefolgschaft geschworen hatten. In dem sonst reichhaltigen Begleitprogramm des DJT war eine solche Erinnerung nicht vorgesehen.

Eine bedenkliche Entwicklung, über ein auffällig unprofessionelles Vorgehen hinaus, zeichnete sich im vergangenen Jahr an dem bislang renommierten Fritz Bauer Institut in Frankfurt ab. Von den Anliegen seines Namensgebers hatte das Institut sich bislang am allerwenigsten mit dem justiz- und rechtsgeschichtlichen Themenkreis befasst. Dabei hatte das Forum Justizgeschichte wiederholt konkrete Vorschläge gemacht und Hilfestellungen angeboten hatte (selbst die gemeinsame Konferenz zum Beitrag der Juristen zur Entrechtung der Juden im Mai 2004 war erst mühsam zustande gekommen). So ließ es aufhorchen, als im Newsletter Nr. 27 des Instituts im Herbst 2006 unter der Überschrift „Täterexkulpation und Opfergedenken“ eine Abhandlung erschien, die sich mit der strafrechtlichen und kriminalpolitischen Bedeutung des Auschwitz-Prozesses befasste. Der Autor Werner Renz, ein Mitarbeiter des Instituts, stellte gleich zu Beginn die Frage nach einem strafrechtlichen Bedürfnis zur Verurteilung der Angeklagten. Seine Antwort war ein „klares Nein“. Ein solches Bedürfnis sei aus keinem der Strafzwecke abzuleiten, weder aus dem Strafzweck der Spezial- noch der Generalprävention. Nachdem die Täter in den Befehlszentralen des Dritten Reiches straflos davongekommen seien, sei durch Strafverfahren gegen befehlsabhängige tatnahe Täter derartiges Unrecht überhaupt nicht zu ahnden. Für den menschheitsgeschichtlich präzedenzlosen Massenmord habe es überhaupt „keine gerechte Vergeltung und keine angemessene Sühne, keinen Unrechtsausgleich geben können“. Besser gar keine Strafe und keine Schuldfeststellung als eine zu niedrige Strafe?

Der bedenklichen Veröffentlichung folgte ein weiterer Eklat. Vor der Veröffentlichung des Artikels hätte der Wissenschaftliche Beirat des Instituts angehört werden müssen. Dessen Unterrichtung war aber unterblieben. Um weiteren  Schaden für das Institut abzuwenden, war Professor Dr. Joachim Perels, Vorsitzender des Beirats und Mitglied des Forums, dem zum Widerspruch herausfordernden Artikel in einer Erwiderung entgegengetreten. Dessen Abdruck im Newsletter des Instituts wurde von dem Interimsdirektor Professor Dr. Dietfrid Krause-Vilmar abgelehnt. Als diese beispiellose Zensur auf öffentliche Kritik (u.a. FAZ v. 5.9.2006 und Leserbrief Helmut Kramer v. 5.9.2006) stieß, verhinderte die Institutsaufsicht eine von Perels einberufene Sitzung des Stiftungsrats. Es hieß sogar, Professor Perels sei nicht mehr Vorsitzender des „demnächst neu zu konstituierenden“ Beirats.

Der Artikel von Werner Renz, die Entgegnung von Joachim Perels und weitere Beiträge sind jetzt abrufbar unter http://www.fritz-bauer-institut.de/ns-prozesse.htm .

(Eine Anmerkung zur aktuellen Situation: Von der zunächst vorgesehenen Verlängerung der Amtsdauer des glücklosen Interimsdirektors ist man inzwischen abgekommen. Es ist jetzt sogar eine besonders gute Lösung gefunden: das Fritz-Bauer-Institut, dem der Presse schon das „Aus“ vorausgesagt worden war, wird sogar aufgewertet werden. Unter einem gemeinsamen Dach (vielleicht sogar mit einer baulichen Erweiterung) mit dem Jüdischen Museum soll es ab 1. April 2007 unter der Leitung von dessen Leiter Dr. Raphael Gross, einem anerkannten wissenschaftlichen und organisatorischen Fachmann, stehen. ( Diesen Beschluss des Stiftungsrates haben sein Vorsitzender, der Frankfurter Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth, und der stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende, der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, nach einer Sitzung des Gremiums in Frankfurt bekanntgegeben. „Durch die Zusammenarbeit zwischen Fritz Bauer Institut und Jüdischem Museum Frankfurt sowie dem ebenfalls von Dr. Gross geleiteten Kooperationspartner Leo Baeck Institute London soll die Arbeit des international renommierten Instituts auf ein solides Fundament gestellt werden“, hoben beide in einer Pressekonferenz in Frankfurt hervor. – aus Presseinformation des Stiftungsrats des Fritz Bauer Instituts vom 5. Februar 2007)

Glücklicherweise brauchten sich unsere nach außen gerichteten Initiativen nicht auf Kritik zu beschränken. So haben Mitglieder des Forum Justizgeschichte, darunter mit besonderem Engagement u.a. die Mitglieder Joachim Perels und Wilfried Wiedemann, dieser auch in seiner Funktion als Leiter der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, maßgeblich an der zeitintensiven Erarbeitung der im Jahre 1999 eröffneten neuen Ausstellung der Gedenkstätte Wolfenbüttel mitgewirkt, anschließend an der seit 2001 in zahlreichen Städten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen unter großem Publikumsandrang gezeigten Wanderausstellung zur NS-Justiz und ihrer Aufarbeitung. Hier hat sich auch unser Mitglied Dr. Volker Drecktrah große Verdienste erworben. In ähnlicher Hilfestellung ist auch die von dem damaligen niedersächsischen Justizminister Prof. Dr. Christian Pfeiffer initiierte und im Jahre 2002 in Berlin gezeigte Sonderausstellung zur strafrechtlichen Aufarbeitung und den Karrieren der juristischen Schreibtischtäter nach 1945 entstanden.

Von unserem Service-Angebot, Hilfestellungen bei Recherchen zur juristischen Zeitgeschichte zu geben, haben zahlreiche Interessenten Gebrauch gemacht, darunter wiederholt auch Journalisten der Printmedien sowie der Rundfunk- und Fernsehanstalten.. Naturgemäß war diese Ratgeberfunktion mit viel zusätzlichem Arbeitsanfall, umgekehrt aber auch mit einer oftmals auch für unsere eigene wissenschaftliche Arbeit wichtigen Bereicherung verbunden, auch mit dem beglückendem Ergebnis eines freundschaftlichen Erfahrungsaustausches und des Kennenlernens Gleichgesinnter. In nicht wenigen Fällen haben diese Kontakte zu neuen Vereinsbeitritten geführt. Was wir bei der Gründung des Forums am 28. August 1998 in der Rotunde in Wustrau zwar erhofft hatten, was in diesem Ausmaß aber nicht ohne weiteres voraussehbar war, ist eingetreten: Dem Forum sind inzwischen über 330 Mitglieder beigetreten.

Veröffentlichungen unserer Mitglieder im Jahre 2006:

  • Kai Naumann: Gefängnis und Gesellschaft. Freiheitsentzug in Deutschland in Wissenschaft und Praxis 1920-1960. Berlin 2006.
     
  • Wolfram Wette: Filbinger. Eine deutsche Karriere. Verlag zu Klampen. Springe 2006 mit Beiträgen von Helmut Kramer, Manfred Messerschmidt und Joachim Perels.
     
  • Marc von Miquel (gemeinsam mit Julia Vollmer-Naumann): Wiedergutmachung als Auftrag, in: Alfons Kenkmann, u.a. (Hg.): Wiedergutmachung als Auftrag.
    Essen 2006.
     
  • An dieser Stelle nochmals ein Hinweis auf das viel beachtete Buch unseres Mitglieds Godau-Schüttke über die personellen Kontinuitäten beim BGH: Klaus-Detlef Godau-Schüttke, Der BGH. Justiz in der BRD. Tischler Verlagsgesellschaft. Berlin 2004.

 

Nachruf

Am 08. November 2006 ist unser Mitglied Herbert Schneider im Alter von 70 Jahren gestorben. Herbert Schneider, der langjährig in der Zentralen Stelle in Ludwigsburg gearbeitet hat, hat das Forum mit vielen Informationen und Anregungen vielfältig gefördert. Praktisch gehörte er zu den Mitbegründern des Forums. Wir werden ihn sehr vermissen.

Dank an die Vereinsmitglieder

Allen Vereinsmitgliedern danke ich herzlich für das mir in diesen acht Jahren entgegengebrachte große Vertrauen und die vielfache freundschaftliche Ermunterung. Die Leistungen und Erfolge des Vereins wären ohne Sie alle nicht möglich gewesen. Bei der nochmaligen Durchsicht des in diesen Jahren angesammelten Schriftwechsels ist mir wieder deutlich geworden, wie viele Impulse und wertvolle Tipps aus dem Mitgliederkreis gekommen sind.
Überhaupt lag und liegt die Stärke unseres Vereins in dem kommunikativen Umgang der Vereinsmitglieder untereinander, auch im Kontakt mit Vorstand und Geschäftsführung, mit einem regen Gedanken- und Informationsaustausch. Die intensive Mitarbeit und die von den Mitgliedern auch außerhalb der alljährlichen Mitgliederversammlung gepflegte freundschaftliche Verbundenheit untereinander sind um so wichtiger, als eine sich über die gesamte Fläche der Bundesrepublik erstreckende lebendige Vereinigung im Unterschied zu örtlich verankerten Vereinen auf ein solches Kommunikationsnetz angewiesen ist. So haben viele Vereinsmitglieder mir gegenüber immer wieder zum Telefon gegriffen und den brieflichen und E-Mail-Verkehr genutzt.

Besonders erfreulich war die Eigeninitiative von Mitgliedern. So ist die große Ringvorlesung der Universität Göttingen erst durch Konrad Frerichs angestoßen und mit seiner Hilfe zustande gekommen. Die Veranstaltung zu Ehren von Lothar Kreyssig im BMJ hat Ralf Oberndörfer in jeder Beziehung perfekt organisiert.

Aufmunternd ist auch die in den vergangenen zwei Jahren intensivierte Zusammenarbeit mit Jurastudenten. So hat unser Mitglied Thilo Scholle an der Universität Münster einen Vortrag zur Bedeutung der Justizgeschichte für die Juristenausbildung organisiert. Und ebenso deutlich von der der heutigen Studentengeneration nachgesagten Lethargie abgehoben hat sich die um unsere Mitglieder Michael Plöse und Steffen Kommer versammelte Gruppe an der Humboldt-Universität in Berlin, dies u.a. mit der professionell vorbereiteten Veranstaltung zum KPD-Urteil.

Besonders großen Dank schulden wir Günter Schwardt-Christen. Seine sachkundige, initiativ- und einfallsreiche Hilfe, ursprünglich nur im EDV-Bereich, hatte sich allmählich zu einer kompletten Geschäftsführer- und Beratertätigkeit ausgeweitet, weit über den organisatorisch-technischen Bereich hinaus. Die Feststellung, dass der Verein ohne die für Günter Schwardt-Christen mit sehr viel Arbeit verbundene unnachahmliche Hilfe in eine schwierige Lage geraten wäre, ist nicht übertrieben. Die Aufzählung all seiner vielfältigen Leistungen würde den Rahmen dieses Rundbriefes sprengen. So erwähne ich hier nur die professionelle Erledigung der komplizierten Kassenangelegenheiten – ein Bereich, um den wir Juristen uns ja nicht gerade reißen – und die Einrichtung und fortlaufende Betreuung unserer vielgelobten Homepage. Das Geheimnis für die aufopferungsvolle und ertragreiche Arbeit von Günter Schwardt-Christen war die einzigartige freundschaftliche Zusammenarbeit mit mir. Ich bedaure sehr, dass er dem Verein nicht mehr in dieser Funktion zur Verfügung steht.

 

Zu guter Letzt

Die Beschäftigung mit den Verbrechen des Dritten Reiches unter maßgeblicher Beteiligung der Juristen trägt nicht gerade zur Gemütserheiterung bei. Das könnte die Hauptursache dafür sein, dass der Film von Dany Levy „Mein Führer“ zum Publikumsmagneten geworden ist. Wahrscheinlicher scheint es allerdings, dass viele Zuschauer von vornherein lieber „über Hitler lachen“, als sich intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, warum sich die damaligen Funktionseliten so problemlos mit Hitler arrangierten (zu den Versuchen, Hitler nachträglich zu besiegen oder ihn auszulachen: vgl. schon Arno Plack, Wie oft wird Hitler noch besiegt? Düsseldorf 1982).

Trotzdem abschließend eine kleine Dosis Komik: Es handelt sich um Hör- bzw. Schreibfehler, teils solche, die mir gelegentlich bei der Korrektur von von mir diktierten Texten aufgefallen sind, teils um Fehler aus anderen Texten:

  • „Wünschenswert wäre ein Rechtsunterricht an Schulen, der das problemlose Denken fördert“
    (statt „problemlösendes Denken“)
     
  • „Im Preußischen Allgemeinen Landrecht unterstand das Gesindel der Gewalt der Herrschaft“
    (statt „Gesinde“)
     
  • „NS-Rechtsvagabund“
    (statt „NS-Rechtswahrerbund“)
     
  • „Die elenden Gestapobeamten“
    (statt „ehemalige Gestapobeamten“)
     
  • „Aufruhr gegen die Nachrüstung“
    (statt „Aufruf gegen die Nachrüstung“)
     
  • „Frau von Widersprüchen und Denkfehlern“
    (statt „frei von Widersprüchen und Denkfehlern“)
     
  • „Die fehlerführende Gläubigerin war die Volksbank“
    (statt „federführende“)
     
  • „unter Aufhebung des Bescheides des Herrn Leidenden Oberstaatsanwalts in Hildesheim“
    (statt „Leitenden Oberstaatsanwalt“)
     
  • „Der Zeuge soll jetzt bei den Sieben Zwergen beschäftigt sein“
    (statt „bei den Siemenswerken“)

Nicht selten kommt es auch zu Versprechern in Vorträgen oder im Rundfunk, so im Bayerischen Rundfunk BR 5 am 1.2.2007 in einem Bericht über die Deutsche Bank:
„Mannesmann-Chef Ackermann; Entschuldigung, Deutsche Bank-Chef Ackermann“.

Meine neue Mailanschrift lautet: kramer@justizgeschichte-aktuell.de

Auf ein fröhliches Wiedersehen spätestens auf unserer nächsten Tagung oder der nächsten Mitgliederversammlung.

Ihr und Euer

Helmut Kramer